SKIRL
Interview mit dem Wiener Künstler Manuel Skirl:
Ich glaube ich habe mir und anderen erst zeigen müssen, dass ich genauso gute Graffiti auf die Straßen bringen kann wie alle anderen, um dann festzustellen, dass ich eigentlich etwas ganz anderes machen möchte. Und dann habe ich dem ganzen freien Lauf gelassen, ohne andere Meinungen oder Erwartungen zu berücksichtigen und mich ganz darauf fokussiert, was mich glücklich macht und wie ich es mir vorstelle.
Im Alter von 15 Jahren hast du mit Graffiti begonnen, welches die ersten 12 Jahre deiner künstlerischen Laufbahn bestimmte. Irgendwann hast du die Spraydosen durch Multilinienwerkzeuge ersetzt, und dich der abstrakten Malerei und Murals gewidmet. Auch beruflich hast du dich zunächst als Medaillengraveur und Pädagoge in einem Kindergarten versucht, bevor du dich ganz der Kunst zugewandt hast. Wie bist du zur Kunst im Allgemeinen und zu Street Art im Speziellen gekommen? Was reizt dich daran, dich im öffentlichen Raum auszudrücken?
Es ist nicht so, dass ich Kunst geschaffen habe und dann eines Tages entschieden habe, sie auf der Straße zu platzieren. Ich habe generell den Zugang zum Zeichnen und zum Malen extrem früh gefunden, als Kleinkind, weil meine Mutter das sehr stark gefördert und auch hoch wertgeschätzt hat. Dadurch habe ich schon immer mein Ego aufgebaut, bzw. mein Selbstwertgefühl bezogen. Ich glaube eigentlich, dass ich den Bezug zur Kunst nie habe finden müssen, sondern ihn einfach nie verloren habe. Ich glaube, als Kinder haben wir fast alle einen Bezug zu Kunst, nur dass uns später nicht mehr suggeriert wird, dass es etwas Gutes oder Wichtiges sei, etwas das man ‘werden kann’, denn die wenigsten werden am Ende hauptberufliche Künstler.
Im Jugend- und Teenageralter habe ich mich dann mehr nach draußen orientiert, war viel mit Freunden unterwegs und habe mit Graffiti und Tagging experimentiert. Beide waren für mich gute Instrumente, um meinen Druck abzulassen und mich auszudrücken. Gerade als Teenager geht es ja viel darum “cool” zu sein und anerkannt zu werden, und das war für mich eine Möglichkeit, in der Welt in der ich aufgewachsen bin, nicht nur zu überleben, sondern auch ganz gut angesehen zu werden, und wie bereits aus der Kinderstube heraus mein Selbstwertgefühl dahingehend weiter ausbauen zu können.
Das heißt, ich bin relativ sportlich, ich habe ein leichtes Grenzüberschreitungsbedürfnis und respektiere nicht immer zwingend jede Regel, und ich zeichne und male sehr gern. Diese drei Dinge in Kombination haben dann unweigerlich zu Graffiti und dann nach vielen Jahren zu dem geführt, was wir jetzt Street Art nennen.
Wie kam es zum stilistischen Wandel, weg von Graffiti hin zu deinem heutigen Stil?
Ich habe, wie gesagt, mit 12 Jahren angefangen meinen Namen mit Eddings überall hin zu schreiben und begonnen kleinere Graffiti zu sprühen. Nun wird Graffiti ja nach bestimmten Parametern bewertet, das bedeutet man versucht sich an diese “Regeln” zu halten, damit andere deine Graffiti cool finden und es als gelungen beurteilen, weil es beispielsweise “super hip-hop” aussieht oder dies und jenes aufweist. Ich habe auch sehr lange probiert, dem zu entsprechen, was andere cool finden, aber nach circa 10 Jahren ist es irgendwann einfach langweilig geworden. Ich habe versucht meinen Stil zu ändern und etwas daraus zu machen, was nicht unbedingt genauso ist wie das, was alle anderen machen. Allerdings, in Retrospektive, habe ich diesen Schritt erst getan, als ich mich in der Szene schon bewiesen hatte. Ich glaube ich habe mir und anderen erst zeigen müssen, dass ich genauso gute Graffiti auf die Straßen bringen kann wie alle anderen, um dann festzustellen, dass ich eigentlich etwas ganz anderes machen möchte. Und dann habe ich dem ganzen freien Lauf gelassen, ohne andere Meinungen oder Erwartungen zu berücksichtigen und mich ganz darauf fokussiert, was mich glücklich macht und wie ich es mir vorstelle. So sind Farben mit der Zeit verschwunden und immer mehr Strukturen und Linien hinzugekommen.
Das Werkzeug, das ich jetzt verwende, nutze ich deshalb, weil ich 2017 eine Thrombose in der Achselvene gehabt habe, und dann realisiert habe, dass ich nicht weiterhin so viel mit Sprühdosen arbeiten kann. Nach fast 15 Jahren Arbeit mit der Sprühdose, war das ein schwieriger Neuorientierungsprozess, aber im Nachhinein bin ich froh, dass das alles so passiert ist, da es stiltechnisch extrem viel bewirkt hat. Starke Krisen und außergewöhnliche Momente, die nicht so angenehm sind, sind oft auch die, die große Veränderungen herbeiführen.
Die Textur und der Stil deiner Arbeiten erinnern an Wellen und Baumrinden, Muster und Symbole der Natur. Ein Nebeneinander von präzisen Linien und organischen Formen, die den Betrachter durch ihre dynamische, kraftvolle und gleichzeitig anmutige, fast filigrane Komposition in den Bann ziehen und eine visuelle Spannung und ein Gefühl von Bewegung erzeugen. Welche Geschichten erzählen deine Werke? Welche Reaktionen oder Gedanken möchtest du bei den Betrachtern auslösen?
Ich habe keine bestimmte Message, keinen bestimmten Sinn, Gedanken oder Thema, das ich mit meinen Bildern ausdrücken will. Ich konzentriere mich eigentlich eher auf das, was in mir drin ist, und versuche die Sachen für mich ästhetisch, stabil, balanciert und in meiner Technik sprechend, technisch gut darzustellen. Was das bei den Betrachtern auslöst, ist mir nicht egal, aber man findet darin, was man eben finden will.
Rein abstrakt ist meine Kunst eigentlich auch nicht, eher figurativ-abstrakt. Ganz oft tauchen beispielsweise Körper und Köpfe auf. Ich erwische mich selbst oft dabei, dass es am unteren Ende eines Werkes beispielsweise eher Fuß-artige Gebilde werden und oben Kopf-artige auftauchen. Aber eben nur ganz ganz grob. Oftmals, wenn ich Sachen mit ein wenig zeitlichem Abstand betrachte, fallen mir dann figurative Elemente stark auf, die ich aber eigentlich gar nicht impliziert hatte oder wollte.
Dienen dir Formen, die dir im Alltag oder in der Natur begegnen, als Inspirationsquelle?
Ja, aber ich denke eigentlich gar nicht darüber nach. Ich bin ständig von Gedanken getrieben, denke eher zu viel als zu wenig, und das Zeichnen und Malen ist für mich eher ein meditativer Prozess zum Abschalten. Ich versuche dabei nicht viel nachzudenken, sondern konzentriere mich eher darauf, dass die Linien alle schön parallel zueinander sind.
Gibt es auch andere Künstler, die dich inspirieren, oder die du besonders schätzt?
Auf jeden Fall. Ich bin sehr gut vernetzt und habe ganz tolle Künstler im Freundeskreis, auch spannende, sehr talentierte junge Nachwuchskünstler, mit denen man sich künstlerisch, technisch aber auch zu wirtschaftlichen Aspekten austauscht. Die beeinflussen mich stark. Ich verfolge natürlich auch das aktuelle Schaffen von internationalen Künstlern im Internet, versuch das aber relativ stark zu reduzieren, weils mir auch ganz schnell zu viel wird. Ansonsten gehe ich auch gern ins Museum, oder gehe im Wald spazieren und schaue mir gerne gewachsene Formen an. Ich habe unzählige Fotos von Blättern, Rinden, Weinstöcken oder auch toten Tieren gesammelt, für Außenstehende vielleicht extrem seltsam wirkende Referenzen, die mich aber irgendwie gecatched haben.
Du nutzt eine Technik, die keine Fehler zulässt. Jeder gesetzte Strich muss sitzen, anders als bei der Arbeit mit Sprühdosen. Wie gehst du an die Kreation neuer Werke heran, erstellst du im Vorfeld einen Entwurf oder lässt du dich in den Moment fallen und gestaltest aus Spontanität heraus? Wie sieht dein kreativer Prozess und deine technische Herangehensweise aus?
Das kommt darauf an, ob ich ein Bild für mich selber male, als Referenz oder einfach fürs Foto, oder ob es eine Auftragsarbeit ist. Bei zweiterem, wenn eine Person mich dafür bezahlt oder entschädigt, dann ist zumindest eine Absprache oder eine grobe Skizze meist gefragt. Das heißt, ich muss grob anhand anderer Projekte oder Beispiele zeigen, wie ich es ungefähr machen werde und manche Leute wollen es da tatsächlich relativ genau wissen, auch wenn ich vorher klarstelle, dass ich nicht jede Linie exakt so nachmalen kann.
Wenn ich für mich selber was mache, oder einfach ein paar Leinwände oder Bilder male, die ich zum Verkauf anbiete, dann male ich komplett intuitiv. Ich habe dabei keinen richtigen Plan, keine klare Idee oder einen Leitfaden. Ich sammle Grundformen in einem Skizzenbuch, die mir manchmal als Basis dienen. Sehr einfache, abstrakte Kompositionen, kryptische Grundformen, die stabil aufeinander passen.
Warum sind deine Werke fast alle ausschließlich in Schwarz und Blau gehalten?
Ehrlich gesagt, ich finde alle anderen Farben einfach häßlich. Bei mir Zuhause oder meiner Kleidung wirst du auch nichts orange-farbenes, gelbes oder violettes finden. Ich habe da irgendeine Art Tick, manche Farben dürfen in meinen Bildern einfach nicht vorkommen und gleiches gilt für die Gegenstände mit denen ich mich umgebe. Bunt, flashig, laserstyle ist das Schlimmste, es ist mir hochgradig unsympathisch, manchmal auch überfordernd.
Wie sehr beeinflussen der Ort und der Kontext, in dem du deine Werke kreierst, deinen kreativen Prozess?
Ort und Kontext beeinflussen meinen kreativen Prozess extrem. Ich habe ja schon gesagt, dass mein Schaffen ein sehr intuitiver, fast meditativer Prozess ist, dementsprechend werde ich vom Kontext, den baulichen Gegebenheiten, von den Gesprächen und den Menschen, den kleinen Anekdoten, der Art und Weise wie sie ihr Land oder ihre Firma präsentieren, extrem beeinflusst. Selbst wenn ich mit einem Plan irgendwo hingehe, kann sich dieser durch die Umstände noch stark verändern. Ich versuche aber generell meine Bilder an die Gegebenheiten, dem, was da passiert und was da stattfindet, anzupassen und nicht sie irgendwo reinzuzwängen.
Wie würdest du die Urban Art Szene in Wien und Österreich beschreiben? Siehst du Unterschiede zu anderen europäischen Metropolen und Ländern?
Ich habe über die Jahre erfahren, dass die Streetart-Szene je nach Ort, Land, Mentalität aber auch wirtschaftlicher Situation sehr unterschiedlich sein kann. Es gibt Länder und Städte in Europa, die stark von der Hip-Hop Szene beeinflusst sind, mit poppigen Schriften und Farben. Es gibt Städte und Länder, die fördern und Wände bereitstellen, in denen die Graffiti insgesamt hochwertiger werden. Wieder andere überwachen stark, stellen überall Kameras auf, wo die Menschen, die Graffiti betreiben, vielleicht eher aus einer Frustration heraus handeln. In wieder anderen Orten, zum Beispiel in Süditalien, freuen sich die Menschen, wenn jemand ein schönes Bild auf die Straße malt, fühlen sich beschenkt und bringen dir beim Malen vielleicht auch noch etwas zu Essen vorbei und gehen eben ganz anders damit um. Dort ist es eher ein Ausdruck von Freiheit, der befürwortet wird.
Streetart ist immer ein Spiegelbild von dem, was in einem Land gerade stattfindet, wie die Leute dort drauf sind, wie mit öffentlichem Eigentum generell in der Gesellschaft umgegangen wird. Gerade wenn man illegale Sachen macht und dabei von Passanten gesehen wird, macht die Mentalität in den unterschiedlichen Städten in Europa einen großen Unterschied. In Südeuropa habe ich das Gefühl, es ist den Leuten eher egal, man kümmert sich um sich und seine Familie, man identifiziert sich eher mit einem kleineren Kreis. Nordeuropäische Länder scheinen sich meinem Eindruck nach mehr mit großen Gesellschaften zu identifizieren und das sind dann potenziell eher Menschen, die etwas verteidigen, was ihnen nicht gehört. Die zum Beispiel die Polizei anrufen, dich verfolgen und zusehen, dass aus ihrer Sicht “Recht” geschieht.
Würdest du auch Wien den Letzteren zuordnen?
Jein, das ist schwierig zu sagen. Wien ist ein ganz eigener Fall. Österreich ist prinzipiell schon gerne am Stänkern, Österreicher sagen dem anderen gerne, was er falsch macht, aber wovor Österreicher total Angst haben, ist dabei im Unrecht zu sein. Und das nutze ich aus, durch Körpersprache oder auch indem ich immer eine halbwegs schlüssige Erklärung parat habe. Ein simples Beispiel: Wenn ich oben auf irgendeinem Gebäude rumklettere und die Menschen von unten hoch schreien, was ich da zu suchen habe, dann kann eine Antwort wie “Ich habe meine Drohne verloren, habt ihr sie irgendwo gesehen?” ganz schnell ein schlechtes Gewissen auslösen und meist entschuldigen sich die Leute sogar. Blöd gesagt, eine kleine Lüge verpackt in einer freundlichen, aber selbstbewussten Antwort reicht, und jeder Österreicher lässt dich in Ruhe. Nur wenn du zurückbellst, dann ist es vorbei.
In Deutschland hingegen ist es schon wieder ganz anders. Die Leute sind ein bisschen korrekter und strategischer denkend, und gefühlsmäßig nimmt das zu, je weiter man in den Norden geht.
Und wie würdest du die Wiener Szene intern beschreiben?
Das ist schwierig zu sagen, da ich ja selbst ein Teil davon bin. Ich habe den Eindruck, HipHop ist auf dem absteigenden Ast und wird abgelöst von einer jüngeren Generation, die nach Hippie-HipHop und Hipster wahrscheinlich bald den nächsten Trend etabliert. Das klassische Graffiti, mit Highlights und 3D-Effekten wird auf jeden Fall weniger bei uns. Insgesamt treten immer wieder neue Künstler in Erscheinung, die aber nach zwei oder drei Jahren verschwinden, meist auch weil sie versuchen ein gut funktionierendes Konzept zu kopieren, anstelle etwas eigenes zu machen. Aber es gibt auch viele, die Neues ausprobieren, auch weil die Stadt Wien viele Wände zum Malen stellt und Leuten die Möglichkeit zum Einstieg in die Szene, aber auch zum Experimentieren bietet. Ich habe auch das Gefühl, dass die Frauenquote ist in letzter Zeit stark angestiegen ist.
Also kann man sagen, dass die Stadt Wien die Streetart und Graffiti-Szene bewusst fördert?
Ja, politisch gesehen fördert Wien die Szene stark durch die Bereitstellung von Flächen, was ein kluger Schachzug ist, da dadurch mehr illegale Graffitis unter Brücken, in Parks oder der U-Bahn verschwinden und der Rest der Stadt geschont wird. Und wenn man die Leute machen lässt und ihnen Zeit gibt, dann steigert das langfristig natürlich auch die Gesamtqualität der Bilder. Andere Städte machen es umgekehrt und wollen sich eben keine Generation an professionellen Sprayern heranzüchten, was ich auch irgendwie verstehe, aber man wird sehen, was der richtige Weg ist. In Wien funktioniert es, weil unsere Mentalität nicht so motiviert ist, im Sinne von hardcore auf die Kacke zu hauen und beständig über längere Zeit etwas getrieben durchzuziehen. Generell, wenn einzelne Menschen oder Gruppen etwas so extrem und exzessiv praktizieren, dann sind das meistens innerlich traumatisierte Menschen, die vor irgendwas in ihrem Kopf davonlaufen. Und ich glaube, kommunal gesehen, haben wir in Österreich insgesamt relativ wenig solcher Leute, die frustriert oder traumatisiert sind und sich durch Graffiti davon ablenken. Also die Schnittmenge von Leuten, die Scheiße erlebt haben und Graffiti als Ventil gefunden haben, um den Frust abzubauen, aber gleichzeitig auch genug Geld haben sich Spraydosen zu kaufen, und genug Zeit haben, dieses extrem zeitaufwendige Hobby zu verfolgen. Von diesen Menschen gibt es einfach recht wenige. So wie ich das sehe, sind die frustrierten Leute bei uns seltener Sprayer und die Sprayer seltener frustriert. Viele Graffitis in der Stadt, die eher als „Vandalismus“ klassifiziert werden, sind von Künstlern aus dem Ausland, die auch hier in Wien viel mitmischen. Die Wiener Szene selbst ist relativ klein und auch schon immer gewesen.
Was ist deiner Meinung nach die Rolle des Künstlers in der heutigen Gesellschaft?
Die Rolle des Künstlers, das gibt es für mich überhaupt gar nicht. Ich glaube, es gibt Berufe, bei denen man das sagen kann, also es gibt eine Rolle und es ist ganz klar, was dabei rauskommen soll. Bei Kunst ist das nicht so. Obwohl ich selbst nicht so ein Künstler bin, finde ich es schön, wenn Leute mit ihrer Kunst eine Botschaft transportieren. Ich mag es, wenn es subtil ist und nicht so “auf die Fresse” Banksy-mäßig. Ich mag es nicht, wenn es zu leicht zu konsumieren ist, obwohl ich auch verstehe, dass das für die breite Masse heutzutage besser funktioniert. Trotzdem ist meiner Meinung nach die Rolle des Künstlers gar nichts, außer Kunst zu machen. Das kann jeder machen wie er möchte und es ist ja auch nicht zwingend an irgendwelche Ausbildungen oder Zertifikate gebunden. Und genauso ist es eben nicht definierbar.
Spielt für dich die digitale Dimension, im Sinne von NFTs eine Rolle?
Ehrlich gesagt, ich bin froh, wenn ich mein Handy ein- und ausschalten kann. Auf der anderen Seite habe ich sehr gute Freunde, auch in anderen Ländern, die sehr früh in den NFT-Bereich eingestiegen sind, wodurch ich von Anfang an wusste, worum es geht und das Potenzial sehe. Ich ärger mich manchmal auch, dass ich nicht etwas früher eingestiegen bin, muss aber sagen, dass eine Währung, die so viel Energie braucht, um bestehen zu können und sicher zu sein, uns alle viel kostet, wenn du verstehst, was ich meine. Das ist mir unsympathisch, solange keine Lösung gefunden wird, eine Währungsreform durchzuführen, ohne dauerhaft Energie zu brauchen. Wenn die NFT-Technologie eine Effizienzsteigerung vollzieht, wie es viele andere Dinge in der Vergangenheit getan haben, um genauer zu sein ums tausendfache in circa zehn Jahren wie zum Beispiel Computerchips, dann können wir gerne nochmal darüber reden.
Woran arbeitest du aktuell? Ideen, Pläne, Träume für die Zukunft?
Ich habe eine relativ turbulente Zeit hinter mir, die letzten 12-14 Monate waren ziemlich heftig, mit vielen Auf und Abs und scharfen Kurven, das heißt ich habe mich jetzt neu orientieren müssen, habe mit depressionsartigen Zuständen zu kämpfen gehabt und dadurch viel aus dem Archiv heraus gezeigt und verkauft und an relativ wenigen Projekten teilgenommen. Das ändert sich gerade alles wieder, ich war die letzten Monate viel unterwegs und versuche jetzt ein neues Kapitel aufzuschlagen, Sachen zu optimieren und anders zu machen. Ich arbeite an neuen Werkzeugen, die noch besser funktionieren und die Ästhetik, die ich darstellen will, noch besser transportieren können. Ich habe einen neuen Studioraum, den ich gerade einrichte und dann versuche Schritt für Schritt zu etablieren. Und ich habe ganz viele Projekte, die aktuell in dieser Pre-Phase sind, in der man bespricht, was theoretisch möglich wäre und wie man kollaborieren könnte, bei denen viele spannende Sachen dabei sind, auf die ich mich sehr freue, auch wenn es aus vielerlei Gründen nie alle aus der Pre-Phase in die Umsetzung schaffen. Ich möchte in Zukunft gerne mehr mit der Textilbranche arbeiten, weil da ganz tolle Projekte möglich sind und mein Stil und meine Arbeiten toll transportiert werden können. Auch gewisse Haushaltsgegenstände, sei es Bettwäsche, Keramik, Blumentöpfe, oder Gesellschaftsspiele. Einfache Sachen, die jeder gebrauchen kann und die ich gerne gestalten würde. Früher wollte ich immer große Wände anmalen, ein klassischer Mural-Artist sein, aber mittlerweile hat sich das in eine andere Richtung entwickelt und auch die kleineren Dinge machen mir viel Spaß. Man darf gespannt sein.
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Pictures © Manuel Skirl
September 2022
by Laura Vetter